Sprachlos um Myvatn

Was haben wir uns nicht alles vom heutigen Tag zu Hause erträumt? Sicherlich nicht dieses absolute Mistwetter hier vor Ort. Wir sind den ganzen Tag hin- und hergerissen, wechseln zwischen Hoffnung und echt Mühe geben was Positives aus diesem Tag herauszuholen.

Der Dettifoss strahlte gestern im vollen Sonnenschein mit seiner Kraft und Pracht. Heute Vormittag geht es auf die westliche Seite des Wasserfalls. Diese andere Perspektive ist für mich überraschend anders. Gewaltiger und noch stärker tritt er hier in Erscheinung. Selbst bei dem trüben Wetter ist es imposant dem Sturz des Wassers zu folgen. 

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Gruppe nach dem Aussteigen aus dem Auto verliert. Meist quatschen wir noch eine kleine Runde, danach streift jeder einen anderen Weg. Es ist sehr entspannt, nur wenn die Zeit knapp wird ist manchmal Hektik angesagt. Entlang am Dettifoss gibt es kleine Wanderwege die bequem zu erlaufen sind. Ich möchte gleich auf den oberen Aussichtspunkt gehen, der leider gesperrt ist. Die anderen bewegen sich unten am Wasserfall. Irgendwann trifft sich die Gruppe, danach sieht jeder wieder eine andere Perspektive der er folgt.

Dettifoss

Dettifoss
Dettifoss

Selten steht jemand im Bild, es wird gewartet und dann auch mal gerufen. Ich hole mir ab und zu von Bernd einen Tipp und bin immer wieder erstaunt wie ausgeglichen und gelassen er die Fotografie sieht. Keiner von uns reizt irgendwelche Grenzen für tolle Bilder aus. In solchen Situationen kommt von uns unser Lieblinssgsatz: "Man muss nicht alles haben".

Dettifoss

Selfoss

Oberhalb des Dettifoss liegt der kleinere Selfoss, grau und mystisch sieht er heute aus. Nur die bunten Regenschirme der Besucher bringen etwas Farbe in die Landschaft. 

Damit heute ein wenig Farbe auf die Seite kommt, vergleiche ich einige Aufnahmen bei unterschiedlicher Wetterlage. Die Bilder stammen von der Männerreise von Andreas und Burckhard im Mai 2015.

Auf den Selfoss habe ich mich sehr gefreut, denn Burckhards Bild vom Mai war einfach ein Traum.

Selfoss
Selfoss

Der Regen ist nicht stark, reicht aber trotzdem aus das Fotografieren einzuschränken. Ich packe nicht mal mein Stativ aus und schieße alles aus der Hand. Am Selfoss besteht auch nicht die Möglichkeit etwas grün auf die Bilder zu zaubern, denn er ist umgeben von einer Steinlandschaft. Die Bilder bleiben grau, da kann ich mich anstrengen wie ich will.

Selfoss
Selfoss

Ich bin ganz ehrlich zum ersten Mal k...tzt mich das Wetter an. Die Situation wäre eine bessere, wenn irgendwelche Anzeichen weniger Regen vermuten lassen würden. Es regnet sich ein und wir nehmen es mit Humor.

Auch als wir mit dem Auto um die "nächste Ecke" biegen, verbleibt die sonst gewohnte Überraschung einer Wetteränderung aus. Es bleibt einfach schlecht. So nass, dass keiner von uns auch nur die geringste Lust hat die Geothermal Area zu besuchen. Aus dem Auto heraus erkennen wir die nebelige Brühe und auf klebrige Pampe an den Schuhen haben wir auch keine Lust.

Ja, ich kann wirklich behaupten, dass die Gruppe zum ersten Mal etwas sprachlos ist. Keiner will die Stimmung vermiesen und so beschließen wir gemeinsam in unserer Unterkunft bei Kaffee und Keksen das Wetter abzuwarten und mit Süßigkeiten die Stimmung aufzuhellen.

Grjótagjá

Nach kurzer Überlegung entscheidet sich Andreas für den trockensten Ort hier in der Gegend, nämlich einer Überdachung in Form der Grotte Grjotagjá. Hinter diesem kleinen Eingang würde wahrscheinlich keiner unterhalb der Rinne einen kleinen See vermuten.

Grjótagjá
Grjótagjá
Grjótagjá

Wir befinden uns im Krafla Gebiet, einer Landschaft die von unzähligen Dampfsäulen geprägt wird. Überall brodelt und pufft es aus der Erde. Oberhalb der Grotte wird die geologische Verwerfungszone zwischen den Kontinentalplatten von Amerika und Europa sichtbar.

Grjótagjá, Verwerfungszone zwischen den Kontinentalplatten von Amerika und Europa

Jetzt sind wir aber mutig geworden und nehmen den Krater Viti auch noch in Angriff. 

An der berühmten Dusche hat sich auch wieder ein lustiger Mensch etwas einfallen lassen. Früher stand hier wohl sogar mal ein WC neben der Dusche, heute ein Waschbecken.

Viti Krater

Am Viti Krater angekommen laufen wir tapfer nach oben, dort pfeift uns ein Wind entgegen der uns die Tropfen nur so um die Ohren haut. Sofort ist eine Kehrtwende angesagt. Schnell noch die Minikamera gezückt, damit ich zu Hause wenigstens eine schöne Erinnerung von der wunderschönen Wasserfarbe des Kraters habe.

Viti Krater
Viti Krater

Der Viti-Krater liegt am Rande des Krafla Vulkans und entstand im Jahr 1724 bei einer Dampfexplosion zu Beginn einer ca. fünfjährigen Ausbruchsserie die man Myvatnfeuer nennt. Der See hat einen Durchmesser von 320m und ist circa 33m tief.

Bei dem Vergleich der nächsten beiden Bilder könnte der Betrachter meinen, es handelt sich um unterschiedliche Krater. Ich reibe mir auch zweimal die Augen, es ist der Viti Krater. Ein Besuch im Winter auf Island ist für mich auf jeden Fall auch eine Option.

Viti Krater
Viti Krater
Dankeschön Heiner für dein Bild.
Dankeschön Heiner für dein Bild.

Dimmurborgir

Zurück geht es am Kraftwerk vorbei und wir suchen die nächste Möglichkeit den Tag gut zu nutzen. Bei diesem Regen bietet sich der Besuch des Dimmurborgir an. Das Gebiet zeigt bizarr geformte Steinformationen eines ausgehärteten Lavafeldes.

Verschiedene Rundwege bieten sich für einen Besuch an. Der kurze Spaziergang tut uns allen gut und als plötzlich der Regen aufhört schmieden wir gleich Pläne.

Dimmurborgir
Dimmurborgir
Dimmurborgir
Dimmurborgir
Dimmurborgir

Ich weiß gar nicht, ob die Glückshormone bei uns verrückt spielen. Der Anblick der wunderschönen herbstlichen Farben löst bei uns die Motivation für neue Aktivitäten aus. Es tröpfelt nicht mehr und das lässt uns ein wenig übermütig werden.

Blick auf Myvatn
Blick auf Myvatn

Damit der morgige lange Fahrtag nicht durch zusätzliche Kilometer zur Strapaze wird, entscheiden wir schon heute zu einem Wasserfall zu fahren, der uns regelrecht nach der Ankunft die Sprache verschlägt.

Wir sind ganz schön belastbar und... ja, ein wenig verrückt!

 

 

                                                                      zurück            weiter