Wir reisen direkt in der Zeit des Ausbruchs der Coronakrise. Ein kleines Virus breitet sich aus und verändert die Welt.
Wir können nicht ansatzweise die Dimension der Auswirkungen erkennen und uns nicht vorstellen in welch rasantem Tempo unsere Reise beendet wird.
Ich wollte keinen Reisebericht schreiben, so nebensächlich ist das Thema Reisen momentan. Doch nach einer Woche Corona Berichterstattung habe ich für mich entschieden, wieder Farbe in das Leben zu bringen. Auf das Kommende freuen, Ziele haben und Strukturen im Lebensrhythmus aufrechterhalten. Kleine Schritte die nicht ständig den Gedanken um den Ernst der Lage kreisen lassen.
Geplant waren 14 Tage Aufenthalt auf der Insel. Zeit kleine Wanderungen auf Mallorca zu unternehmen. Am Ende waren es genau 7 Tage die wir bei ausgezeichnetem Wetter genießen konnten, ein Trip nach Mallorca ist Zeiten von Corona.
Ausgangspunkt unserer Unternehmungen war ein schönes Hotel am Meer im Norden der Insel. Das Hotel hätte es verdient hier erwähnt zu werden, die Datenschutzverordnung macht es unmöglich dem Personal gebührende Worte zu schenken. Unser Mietauto wird uns direkt zum Hotel gebracht. Ein bequemer Service der uns am Ende des Urlaubs unbewusst Stress ersparen wird.
Trip an den Playa Es Trenc - Tag1
Unsere erste Tour führte uns an den Playa Es Trenc, einen Traumstrand im Süden von Mallorca. Normalerweise können wir um diese Zeit hier Flamingos beobachten. Im Parc Natural Es Trenc-Salobrar treffen die Vögel zur Überwinterung im Spätsommer ein und fliegen bis April zurück in ihr Brutgebiet. Wir finden sie leider nicht mehr an und laufen zum weiten Sandstrand von Es Trenc. Der Strand ist menschenleer. Wir lassen uns die frische Luft um die Nase wehen und fahren anschließend die umliegenden Sehenswürdigkeiten im Süden Mallorcas ab.
An der Steilküste von Santanyí liegt die Cala Llombards. In der Bucht werden wir zum ersten Mal mit den Auswirkungen des Januarsturms konfrontiert. Der gesamte Strand wurde von einer kleinen Tsunami Welle überspült. Die Welle zerstörte Felswand und riss Rettungsturm und andere Einrichtungen mit sich. Wer die Bucht nicht kennt, wird es kaum bemerken. Es sieht tatsächlich so aus, als wenn sie im Winterschlaf liegt. Doch auf der rechten Seite ist der Weg zur Treppe unterspült, zerstört und gesperrt. Erst hier bemerken wir, dass etwas Ungewöhnliches passiert sein muss. Die Sonne scheint so, als sei nichts gewesen.
https://www.michaela-brennahl.de/reisebericht/europa/mallorca-im-winter/cala-llombards/
An der Küste zwischen der Cala Santanyí und der Cala Llombards liegt ein schöner Felsen im Meer, Es Pontas. Der Weg dorthin ist kurz und ein Besuch dorthin ist immer wieder schön.
https://www.michaela-brennahl.de/reisebericht/europa/mallorca-im-winter/es-pontas/
Ermita de Betlem - Tag 2
Morgens werden wir durch einen wunderschönen Sonnenaufgang geweckt. Es ist schon eigenartig wie viel positive Energie entsteht, wenn der Frühling naht. Nach dem Frühstück packen wir sofort unsere Sachen und fahren zum Parkplatz, an dem die Wanderung zur Ermita de Beltem startet. Zum zweiten Mal steigen wir auf den kurzen steilen Weg zur Ermita auf. Die Aussichten sind heute fantastisch. Als wenn wir in den kommenden Monaten nichts mehr genießen werden, saugen wir jeden Moment auf.
Die Wanderung habe ich hier ausführlich beschrieben:
https://www.michaela-brennahl.de/reisebericht/europa/mallorca-10-2014/ermita-de-betlem/
Puente Natural - Tag 3
Unsere Lieblingswanderung führt uns heute von der Cala Romantica am Strand von Estany D’en Mas zum Punte Natural. Für uns ist es die schönste Wanderung im Osten der Insel. Obwohl der Weg nicht gut zu laufen ist, kann die Wanderung als leicht und einfach bezeichnet werden. Der Einstieg ist mittlerweile gut zu finden und weniger gefährlich als der bisher von uns beschriebene Weg.
Heute laufen wir bewusst dicht an der Küste entlang. Viele Wege führen zum Ziel. Uns liegt der Blick auf das Meer am Herzen. Herrlich, wir lassen uns ausgiebig Zeit und verbringen den gesamten Vor- und Nachmittag an der Ostküste.
Die Wanderung habe ich hier ausführlich beschrieben:
https://www.michaela-brennahl.de/reisebericht/europa/mallorca-im-winter/cova-des-pont/
Die schöne Cala Falco ist mit getrocknetem Seetang überdeckt, der vom Sturm im Januar angespült wurde. Es besteht keine Chance an das Wasser zu gelangen.
Es ist interessant die Bilder zwischen den Besuchen zu vergleichen. Beim genaueren Hinsehen erkennen wir, mit welcher Kraft der Sturm sich in den Felsen gefressen hat.
Wir suchen uns auf der anderen Seite der Bucht einen Weg zum Aufstieg, um die Brücke zu erreichen.
Die Aussicht um die Brücke herum lädt uns zum längeren Verweilen ein. Die kleine Bucht neben dem Puente Natural ist eine Augenweide. Nicht weit von hier befindet sich die berühmte Cala Vaques.
Jetzt am Ende der Wintersaison sind wir ganz alleine an diesem schönen Ort. Wer im Sommer die schöne Wanderung unternehmen möchte, sollte mit ausreichend Wasser unterwegs sein. Auf dem Weg finden sich selten schattige Stellen, die Sonne knall unerbittlich auf die Haut.
Keine Wanderung ist für uns schöner auf Mallorca als diese. Immer wieder gibt es imposante Ausblicke auf das Meer. Nie wird es langweilig und abgesehen von den spitzen Steinen unter den Sohlen, ist es ein einfacher Weg. Plant einen ganzen Tag mit ausgiebigen Pausen an verschiedenen Orten ein. Es fühlt sich wie ein fantastischer Urlaubstag an und zusätzlich gönnen wir unserem Körper eine gute Tat. Wir lieben es hier.
Bergdorf Fornalutx - Tag 4
Die Wanderungen der vergangenen Tage hinterlassen bei mir langsam kleine Beschwerden. Ich habe Körper würde Harpe Kerpeling jetzt sagen. Die Wanderungen waren nicht lang, doch durch den Höhenunterschied eine Belastung für Knie und Rücken. Meine Kameraausrüstung ist nicht leicht und so lange wie ich es schaffe, trage ich sie auch alleine den Berg hinauf. Hinunter nimmt sie Burckhard in seinen Rucksack. Das ist mein persönliches Ziel, so lange wie möglich alles alleine zu bewältigen.
Wir wollen in die Berge fahren. Im Norden sind wir untergebracht, im Osten waren wir wandern und im Süden haben wir uns Strand und Buchten angesehen. Es soll heute Richtung Westen gehen. Zuerst überlegen wir nach Valldemossa zu fahren. Ein schönes Dorf, was in der Regel stark von Touristen besucht wird. Schließlich entscheiden wir uns für das kleine Bergdorf Fornalutx. Hier ist es ruhiger und abseits der Hauptgassen können wir sogar in mallorquinische Hinterhöfe blicken. Zwei Stunden laufen wir durch die engen Gassen.
Oben in den Bergen ist es heute ungewöhnlich warm für diese Zeit. Die Sonne knallt mit Kraft auf unsere Köpfe. Am Markt angekommen, setzen wir uns auf eine Bank und rasten.
Wir empfangen Gesprächsfetzen unseres telefonierenden Banknachbarns. Ich mache das sonst nie, aber ich höre zu. Was ich höre, gelingt mir zunächst nicht einzuordnen.
"Die Insel soll geschlossen werden, wir können uns nicht vorstellen, was wird. Ich rufe dich heute Abend nach der Arbeit an. Ich hab dich lieb."
Wir sind irritiert. Zwar haben wir Nachrichten verfolgt und uns über die aktuelle Situation in Deutschland informiert, Mallorca war bisher sicherer als unser Krisengebiet zu Hause. Innerhalb von Stunden kippt die Stimmung im Land, die Unsicherheit geht um.
Uns war bewusst keine normalen Urlaubstage auf Mallorca zu erleben. Mit diesen Gedanken sind wir auf die Insel geflogen. Nie im Leben rechneten wir damit, wie dramatisch die gesamte Situation werden wird.
Wir genießen weiter entspannt den Spaziergang im Dorf.
Wer mit dem Auto hier herkommen möchte, sollte sich bewusst sein, dass kaum Parkplätze vorhanden sind. Im Sommer wird es sehr eng.
https://www.michaela-brennahl.de/reisebericht/europa/mallorca-10-2014/fornalutx/
Am Abend gehen wir entspannt zum Abendbrot. Wie immer nutzen wir nicht den Fahrstuhl des Hotels, desinfizieren unsere Hände im Speiseraum, fassen die Schöpflöffel nur mit Servietten an und berühren keine Speisen mit den Händen. Wir sind sensibilisiert, um uns zu schützen und beobachten aufmerksam die Situation auf der Insel.
Pedro Sánchez ruft den Alarmzustand für Spanien aus. Ab Montag herrscht Ausgangssperre in Spanien.
Am Samstagmorgen werden alle Ausflüge im Hotel abgesagt. Die Tische im Speiseraum sind im ausreichenden Abstand voneinander entfernt. Einem freien Tisch folgt ein gedeckter Tisch. Der Urlaub wird schlagartig anders, die Stimmung ändert sich und Corona rückt näher.
Ansonsten bekommen wir hier im Norden noch nicht viel von den angekündigten Maßnahmen mit.
Cala Boquer - Tag 5
Wir sind nun im angespannten Urlaubsmodus und hätten noch viele Tage bis zur Abreise nach Deutschland vor uns. Auch heute steht eine kleine Wanderung auf dem Plan. Wir wagen es nicht mehr über die Insel zu fahren und suchen uns ein Ziel in naher Umgebung aus. Es geht zur Cala Bóquer. Ein einfacher Weg der nur beim Auf- und Abstieg etwas Geschick erfordert. Hier muss jeder seinen geeigneten Weg finden, um in die Bucht abzusteigen.
Unten treffen wir einige Mallorquiner an, die hier ihre Freizeit verbringen.
Auch wir verbringen unseren Tag an dieser wunderschönen Bucht. Nicht jeder Tag muss mit einer großen Aktion enden.
Die Wanderung habe ich ausführlich beschrieben:
Am Nachmittag stellen wir beim Einkauf im LIDL fest, dass auch hier Hamsterkäufe stattgefunden haben. Wasser, Nudeln, Tiefkühlkost sind fast ausverkauft. Uns gelingt es 2 Wasserkanister zu erstehen, bis zum Abflug am 23. vergeht noch eine Menge Zeit. Wir gehen davon aus, den Rest der Zeit im Hotel und am Pool zu verbringen. Keine schöne Lösung, aber eine komfortable Lösung in Zeiten der Krise.
Faro de Capdepera - Tag 6
Es ist Sonntag, die Straßen beängstigend leer. An verkehrsreichen Punkten werden Autos kontrolliert und die Urlauber zur Rückfahrt in das Hotel aufgefordert. Auf Mallorca wurde keine Kontaktsperre, sondern eine Ausgangssperre angeordnet. Eigentlich soll diese erst am Montag starten, doch schon heute wird die Maßnahme umgesetzt. Unser Auto bleibt ab jetzt stehen und wir suchen uns für diesen Tag eine letzte Alternative zu einem Spaziergang.
Unser Hotel liegt direkt am Meer. Von hier aus haben wir die Möglichkeit auf einer Promenade nach Cala Ratjada zu laufen und von dort weiter zum Leuchtturm zu wandern.
Die Umgebung des Leuchtturms zählt mit zu unseren Lieblingsorten auf Mallorca. Wir sitzen über Stunden an der frischen Luft und erreichen nach 19000 Schritten wieder unser Hotel. Aus diesem Tag haben wir das Beste gemacht. Nach dem Abendbrot gehen wir sofort auf unser Zimmer, Menschenansammlungen meiden wir noch mehr als sonst.
Warten im Hotel - Tag 7
Auf Mallorca geht die Angst in der Bevölkerung um. Zum ersten Mal hören wir in den regionalen Nachrichten, dass Hoteliers der Balearen ihre Häuser in der laufenden Woche schließen wollen. Stornierungen sind der allgemeine Trend.
Auch in unserem Hotel wird es zunehmend unruhiger.
Wir haben an diesem Tag nichts weiter zu tun, als zum Essen zu gehen und den Gesprächen in der Lobby zu lauschen.
Erste Flüge von und nach Mallorca werden gestrichen. Viele Urlauber versuchen sich frühere Rückflüge zu buchen. Einige sind mit ihren Nerven am Ende, weil sie alle Komponenten für diesen Urlaub selber zusammengestellt und gebucht haben und sich nun ohne Hilfe um Rückflüge kümmern müssen. In Gesprächen schaukelt sich die Gerüchteküche auf. Für uns sind momentan zwei Fakten wichtig. Erstens ist es die Ausgangssperre, uns wird angeraten im Hotelzimmer zu bleiben und zweitens ist es sehr wahrscheinlich, dass unser Hotel am Wochenende geschlossen werden soll. Wir beteiligen uns nicht an den Vermutungen und machen uns nicht verrückt. Was uns sehr verunsichert, ist der plötzliche Handlungswandel der spanischen Regierung. Erst war der Umgang mit dem Virus beherrschbar und urplötzlich agieren die Politiker mit drastischen Maßnahmen. Die Hektik der Entscheidungen lässt sich nicht erklären, es wirkt fern der Heimat sehr bedrohlich. Jetzt sind wir froh, eine Pauschalreise gebucht zu haben.
Noch genießen wir unser Abendbrot und wissen noch nicht, dass wir morgen um diese Zeit nicht mehr hier sein werden.
Unsere Situation ist einfach, denn man kann sich darauf verlassen, was TUI organisiert. Trotzdem sind wir sensibilisiert für Dinge die uns erwarten könnten. Nach einem Telefonanruf mit meiner Mutti fangen wir am Abend des Montags an unsere Koffer zu packen. Es zeichnet sich ab, dass Pauschalurlauber früher nach Deutschland ausgeflogen werden.
TUI holt uns nach Hause -Tag 8
Wir liegen am Morgen noch im Bett, als unser Telefon klingelt.
Die Aktion Rückholung nach Hause startet und nach einer Stunde wissen wir, heute Nacht geht unser Flug Richtung Hannover zurück. Die Autoschlüssel vom Mietwagen können wir unkompliziert an der Rezeption abgeben. Andere müssen ihren Mietwagen am Flughafen abgeben und stehen vor der Entscheidung wie sie das zeitlich regeln können. Wir wissen nichts, nur dass wir fliegen werden. Der Urlaub auf Mallorca ist beendet.
Zuerst werden die Gäste nach Hause geflogen, die der drohenden Hotelschließung am Wochenende entkommen müssen. Alle Urlauber die in den nächsten drei Tagen ihre Reise beenden, können normale Rückflüge mit TUI nutzen. Da wir eigentlich bis kommenden Montag gebucht hatten, sind wir die ersten die nach Hause dürfen. Mittlerweile ist die Atmosphäre im Hotel unangenehm. Uns ist bewusst, dass das Personal um seine Existenz bedroht wird. Langsam wächst die Erkenntnis, dass dieser Ausnahmezustand für Mallorca Monate anhalten wird. Für uns ist es kein gutes Gefühl, in dieser Situation das Sorglospropgramm des Hotels in Anspruch zu nehmen. Das Personal fällt in sich zusammen, man sieht ihnen die Anspannung an der Körperhaltung an.
Was ist das für ein Sch..., was kommt da auf uns alle zu? Und warum der plötzliche Sinneswandel im Umgang mit dem Corona-Virus? Jeder sagt etwas anderes und jeder Virologe meint, es kommt so oder so. Dieses Hin und Her wird sich auch in Deutschland über Wochen hinziehen. Es zerrt an den Nerven und sorgt in vielen Fragen für Unsicherheit. Masken auf oder Masken runter, helfen sie, oder sind sie Virenschleudern? Selbst das Robert Koch Institut sorgt für Verwirrungen.
Wir stehen dazwischen und ziehen für uns selbst unsere Schlussfolgerung!
Am nächsten Morgen sind wir um 6.00 Uhr zu Hause. Die hervorragend spontan organisierte Rückreise verdient unseren höchsten Respekt. Was hier von den Mitarbeitern geleistet wurde, war überdurchschnittlich und außerordentlich fürsorglich.
Nach der Ankunft begeben wir uns in unsere 14 tägige Selbstisolation. Müssten wir nicht, aber wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, uns und alle anderen zu schützen.
Die Kontaktsperre in Deutschland ist noch nicht ausgesprochen, wird aber kommen.
Anders als in Spanien ist sie hier angenehm zu ertragen. Wir dürfen uns nicht in Gruppen versammeln, aber spazieren gehen, Fahrrad fahren, an der frischen Luft sein.
Wir waren noch nie so froh wieder zu Hause zu sein und genießen jeden Tag und jeden Sonnenstrahl.
Eine Walze rollt über das Land. Irgendwann wird dieser Ausnahmezustand ein Ende haben und unsere vielen Fragen beantwortet sein. Wenn wir dann wieder Demut und Respekt in unserem Zusammenleben zeigen, hat der Wahnsinn einen Sinn gehabt.
Passt auf euch auf und bleibt bitte gesund!