Wie ist das so mit 60? Teil 2

Heute ist ein besonderer Tag.

Ich habe Geburtstag. Nicht irgendeinen, ich vollende das sechste Lebensjahrzehnt. Zum Ende eines Jahrzehnts mache ich mir immer besonders viele Gedanken über mein Leben. Mit 40 stellte ich fest, dass es nun langsam so weit ist sich auf das Älterwerden vorzubereiten. Ich fühlte mich wie eine junge Frau. Voll im Saft in der wunderschönen Blüte des Lebens. Okay 40, ich hatte echt nicht das Gefühl schon 40 zu sein. Reich an vielen schönen und sehr schmerzlichen Lebenserfahrungen steuerte ich gelassen in das fünfte Lebensjahrzehnt. Mit 50 war ich total entspannt. Es läuft! Aber die 60 fand ich irgendwie ganz komisch. Ich war doch gerade erst 40 geworden! 60 ist anders! Mit 60 beginnt nun definitiv das Älterwerden. Die Kinder sind aus dem Haus, die Beschäftigung mit sich selbst kann beginnen. Morgens haben wir neuerdings immer Rücken, abends wollen wir nicht mehr so spät essen. Nach dem Essen ist Couching (so nennen wir unser Mittagspäuschen) angesagt, eine halbe Stunde Ruhe bevor es weiter geht.

Wir haben Zeit, das ist der Luxus des älter werdenden Menschen. Zeit zu haben ist wertvoller als ein Haufen Geld das man nicht nutzen kann, weil einem die Zeit für die vielen schönen Dinge des Lebens fehlt. Jeden Morgen freuen wir uns aufs Neue aufzuwachen und nicht auf die Uhr gucken zu müssen. Wir bleiben einfach noch ein bisschen liegen und freuen uns über das neue Leben. Alles dreht sich langsamer und wir finden es klasse so. 

Nichts im Leben ist selbstverständlich, schon gar nicht die eigene Gesundheit. Mit 60 muss der Körper nicht geschont werden, er muss wie ein Motor am Laufen gehalten werden. Wir laufen nun oft um unseren Einkauf zu erledigen. Das Fahrrad steht immer bereit für eine Tour und das Auto wird weniger bewegt. Bewegung ist das A und O um unsere Träume verwirklichen zu können. Das ist die Erkenntnis eines Menschen der auf ein neues (aua,das siebente) Lebensjahrzehnt zusteuert. 

Langweilig wird es für uns nie werden, denn an reichhaltigen Plänen für die Zukunft fehlt es uns nicht. Mit unserem neuen Familienzuwachs Fritz wollen wir langsamer reisen und durch Europa touren. Auf diese spannende Zeit freuen wir uns riesig.

Was ich mir für die Zukunft wünsche? Gesundheit, mehr nicht!

Und weil heute ein besonderer Tag ist, wünsche ich mir ein besonderes Erlebnis. Wir werden Flamingos auf Mallorca suchen.

 

Wie ist das so mit 60? Teil 1

 

Über das Älterwerden

Das große Glück, noch klein zu sein,

sieht mancher Mensch als Kind nicht ein

und möchte, dass er ungefähr so 16 oder 17 wär'.

 

Doch schon mit 18 denkt er: "Halt!

Wer über 20 ist, ist alt.

" Warum? Die 20 sind vergnüglich

- auch sind die 30 noch vorzüglich.

 

Zwar in den 40 - welche Wende

- da gilt die 50 fast als Ende.

Doch in den 50, peu à peu,

schraubt man das Ende in die Höh'!

 

Die 60 scheinen noch passabel

und erst die 70 miserabel.

Mit 70 aber hofft man still:

"Ich schaff' die 80, so Gott will."

 

Wer dann die 80 biblisch überlebt,

zielsicher auf die 90 strebt.

Dort angelangt,

sucht er geschwind nach Freunden,

die noch älter sind.

 

Doch hat die Mitte 90 man erreicht

- die Jahre, wo einen nichts mehr wundert -,

denkt man mitunter: "Na - vielleicht

schaffst du mit Gottes Hilfe auch die 100!"

 

Autor: Wilhelm Busch