Die Oosterschelde liegt zwischen den Inseln und Halbinseln Schouwen-Duiveland und Tholen im Norden sowie Noord-Beveland und Zuid-Beveland im Süden.
Das besondere an diesem Naturschutzgebiet ist die abwechslungsreiche Flora und Fauna. Im Nationalpark tummeln sich Tausende Vögel auf der Marschlandschaft und den Schlickbänken. Durch die offene Verbindung zum Meer vermischen sich Salz- und Süßwasser. Bei Ebbe trocknen die Wiesen aus und sorgen für ein umfangreiches Nahrungsangebot. Diese Landschaft ist ein Paradies für Tierbeobachtung.
Heute wollen wir diese wunderschöne Landschaft auf einer längeren Fahrradtour besuchen. Auf dieser Rundfahrt werden nicht nur Naturliebhaber auf ihre Kosten kommen, auch für technisch interessierte Besucher gibt es erstaunliche Projekte zu bewundern.
Wir starten unsere Fahrradtour von Renesse aus, bei herrlichem Sonnenschein ist es ein Genuss über die Wiesen und an den wunderschönen Sandstränden vorbeizufahren. Ich habe noch nie solche tiefroten Mohnblumen gesehen.
Der erste Höhepunkt unserer Fahrradtour ist die Fahrt über das Delta Sperrwerk, eine Sturmflutwehr die Flutkatastrophen verhindern soll. Der Bau des Sperrwerks ist ein einzigartiges Konzept zum Schutz von Mensch und Natur. Es wurde ein Damm mit gewaltigen Toren geschaffen, die bei Sturm oder Springflut innerhalb von einer Stunde geschlossen werden können.
Ein gigantisches Bauwerk, direkt mit dem Fahrrad darüber zu fahren ist beeindruckend. Beeindruckend auch, weil wir gegen den Wind kämpfen müssen und dadurch die Kraft der Natur viel besser spüren können.
Wer sich näher für die Flutkatastrophe und ihre Folgen interessiert sollte den Deltapark Neeltje Jans besuchen.
Hier kann der Besucher erfahren, was während und nach der Sturmflutkatastrophe vom 1. Februar 1953 geschehen ist. Nach 20 Stunden Nordweststurm und Wasserständen von 4,20 Meter über Normalpegel waren die Deiche der Provinz Zeeland im Süden der Niederlande auf breiter Front gebrochen. Beinahe 200000 Hektar Land wurden überschwemmt. Das einzigartige Sperrwerk soll in den kommenden 200 Jahren für den Schutz von Mensch und Natur sorgen.
Eckdaten des Sturmflutwehrs:
Wir kämpfen auf dem Wehr 7.5 km gegen den Wind. Wie wir später wissen, war das noch ein Klacks gegen die Überfahrt auf der nächsten Brücke, der Zeelandbrug. Bei herrlichem Wetter genießen wir nach der Strampelei den ersten Blick auf die Küste von Nord Beveland.
Falls einigen Radfahrern das Fietsknooppuntsysteem noch nicht bekannt ist, denen kann ich nur sagen, verfahren ist fast unmöglich.
Auf den Fahrradkarten ist ein Netz ausgewählter Netzrouten notiert. Die Stellen an denen sich die Routen kreuzen, heißen Knotenpunkte. Jeder Punkt ist mit einer Nummer versehen. So kann jede Route sorgfältig und leicht vorbereitet werden.
An Kreuzungen, Weggabelungen und Abzweigungen auf dem abgebogen werden muss, steht ein Schild mit einem Pfeil der auf den Knotenpunkt und die Richtung hinweist.
Auf der nächsten Darstellung erkennen wir kleine Zahlen.
Wir haben vor unserer Tour das Ziel festgelegt und die einzelnen Knotenpunkte, die uns zum Ziel führen, notiert. So fahren wir einfach von Punkt zu Punkt.
Hier auf diesem kleinen Abschnitt fahren wir vom Delta Sperrwerk über die Zeelandbrug nach Zierikzee.
04 05 13 22 39 30 31 07
Wir setzen unsere Fahrt zur Zeelandbrug fort.
Der Fahrradweg lässt eine angenehme Fahrt zu, denn unsere Aufmerksamkeit ist mehr dem Wasser zugewandt.
Tatsächlich entdecken wir wieder einen Löffler der im Wasser schnorchelt.
An einem kleinen Hafen kommen wir vorbei...
... und nach kurzer Fahrt im Inland...
... setzen wir unsere Fahrt an der Küstenlinie fort.
Die Landschaft zeigt sich bei Sonnenschein im besten Licht, das macht diese Tour zu einem besonderen Erlebnis.
An dieser Gabelung biegen wir zum Knotenpunkt 22 ab.
Zwischendurch gibt es oft Stopps um die Vogelwelt zu beobachten. Weit hinten können wir das Delta Sperrwerk sehen.
Am Vogelkijkhut Colijnsplaat halten wir kurz an und informieren uns über die hier lebenden Vogelarten.
Wer Lust hat kann in dieser kleinen Badebucht Erfrischung suchen.
Langsam nähern wir uns der nächsten technischen Attraktion.
Die Zeelandbrug ist mit über 5 km die längste Brücke der Niederlande und verbindet zwei Inseln in der Provinz Zeeland. Die Brücke führt als N256 von Zierikzee nach Noord-Beveland.
Nach fünf Jahren Bauzeit am 15. Dezember 1965 durch Königin Juliana eröffnet, stellt sie eine wichtige Abkürzung auf der Strecke Rotterdam – Goes dar. Die Brücke ist eine sogenannte gemischte Brücke: Balkenbrücke und Klappbrücke. Um die Passage auch für höhere Schiffe sicherstellen zu können, ist eines der 52 Bauteile (mit jeweils 95 Metern auf 54 Pfeilern) als 40 Meter lange Klappbrücke konstruiert.
Ein imposantes und beeindruckendes Bauwerk. Um zu begreifen welche Meisterleistung so ein Bauwerk darstellt, muss man einmal im Leben mit dem Fahrrad über diese Brücke gefahren sein. Auf den Bildern ist leider nicht die Windstärke zur Überfahrt zu erkennen. Wir kämpfen uns über die 5 km lange Brücke und ehrlich ohne mein E-Bike wäre ich keine 2 km über diese Brücke gefahren. Ich habe zwischendurch den Motor abgeschaltet und wäre fast vom Fahrrad gefallen. Die Brücke nimmt kein Ende und diese 5 km anstatt mit dem Auto auf dem Fahrrad zu überqueren, lässt sie zu einem besonderen Erlebnis werden.
Informationen mit interessantem Video , absolut sehnswert für technisch Interessierte.
Gesamtlänge: 5.022 m
Höhe: 16 m
Eröffnet: 1965
Jetzt geht es nach Zierikzee. Wir kennen das nette Städtchen schon und sind auch hier, weil der Hunger sich meldet.
Die Fahrradroute führt an historischen Brücken...
und am Oude Haven vorbei.
Wir fahren einmal um den alten Hafen herum und nehmen Kurs auf den gleich in der Nähe liegenden Nieuwe Haven von Zierikzee.
Hier befindet sich die Den Haas Mühle...
...aber wir nehmen Platz an der kleinen Imbissbude direkt am neuen Hafen und essen vorzügliche Pommes mit Kibbeling.
Gleich hinter dem Imbiss führt der Fahrradweg direkt zum Westhaven Dijk. Von dort bewundern wir noch einmal die Zeelandbrug...
...und setzen unsere Fahrt zurück Richtung Delta Sperrwerk fort. Auch hier bläst uns der Wind kräftig entgegen. Wir haben ca. 50 km in den Beinen und langsam meldet sich der Allerwerteste.
Wir befinden uns jetzt an einem wunderschönen Naturschutzgebiet.
Hier wurde zum Schutz von Mensch und Natur ein Hinterland geschaffen, welches in extremen Flut- und Sturmsituationen, bei einem Deichdurchbruch, das Hinterland besser schützen soll. Aus den ursprünglichen Wiesen und Feldern haben sich durch die Schutzmaßnahmen tiefe nasse Sümpfe gebildet. Ein ideales Biotop für Hunderte Vögel und andere Tierarten.
Innerhalb der Wiesen gibt es ein eingezäuntes Schutzgebiet mit einem Aussichtsturm (51°41'00.7"N 3°50'36.3"O) zur Vogelbeobachtung.
Auf unserem Rückweg nach Renesse entdecken wir noch das eine oder andere hübsche Bildmotiv.
Insgesamt sind wir fast 70 km mit dem Fahrrad gefahren.
Die Oosterschelderundfahrt ist ungefähr 56 km lang. Bei starkem Gegenwind durchaus eine kleine Herausforderung.
Eine lohnenswerte Fahrt auf der es sehr viel zu entdecken gibt.