Den "ES SOLL EINFACH NICHT SEIN TAG" hatten wir schon. Ein Tag an dem einfach nicht viel passierte ärgerlich, aber nicht tragisch.

Heute kam so ein "MUSS ICH NICHT NOCH EINMAL HABEN TAG."

Nach dem die Nacht im Motel 8 in Hurricane so war wie das Zimmer einladend aussah, nämlich muffig und schlecht belüftet, war das Frühstück überraschend versöhnlich gut. Ich bin zufrieden, wenn ich morgens nicht nur Muffins und so einen süßen Kram angeboten bekomme. Mich macht ein Toast und ein hart gekochtes Ei glücklich. Ein großes Frühstück mit Eggs, Bacon, Hash Browns und Toast liebe ich abgöttisch, wird aber so gut es geht vermieden. Erstens haut das kalorienmäßig so richtig rein und zweitens lähmt es meinen Tatendrang gegen Null. 

Das frische knusprige Toast wurde mit einem eiskalten Ei hübsch angerichtet und mit Salz und Pfeffer sternewürdig verschönert. Auf dem Tisch steht der mit heißem Wasser aufgebrühte Styroporbecher mit schwarzem Tee. Ich ziehe meinen Teebeutel durch das Wasser und denke abschweifend an Loriot. Hermann und Berta machten sich wenigstens noch Gedanken um ein hart gekochtes Frühstücksei.

 

Er:    Berta! 

Sie:  Ja ...

Er:    Das Ei ist hart!  

Er:    Das Ei ist hart!!!

Sie:   Ich habe es gehört ...

Er:    Wie lange hat das Ei denn gekocht?

Sie:   Zu viele Eier sind gar nicht gesund!

Er:    Ich meine, wie lange dieses Ei gekocht hat ...?

Sie:   Du willst es doch immer viereinhalb Minuten haben ...

 

Mein Frühstücksei ist eiskalt. Über viereinhalb Minuten mache ich mir keine Gedanken, aber warum werden im Motel immer eiskalte Eier angeboten?  Lange nachdenken darf ich darüber nicht, sonst nehme ich doch lieber 1211 Kalorien in Anspruch, mit over easy, sunny side up oder scrambled eggs, so cross gebackenem Bacon und lecker knusprig gebratenen Hash Browns.

Mein Ei kommt aus einem Plastiksack der im eiskalten Kühlschrank lagerte. Aber wenn ich noch eine Weile meinen Teebeutel durch das Wasser ziehe, könnte bis dahin auch das Ei wärmer werden...

Das ist jammern auf hohem Niveau, denn vor 10 Jahren sah die Frühstückswelt in den Motels ganz anders aus. Meistens wurde nur ein lauwarmer Motelkaffee angeboten. Was ein Motelkaffee ist? Der schmeckt nicht mal so gut wie Omas Muckefuck. Und plötzlich finde ich mein eiskaltes Ei ganz zauberhaft lecker.

Ganz entzückt nehme ich mir noch ein Schüsselchen süße Ceralien vom Buffet und denke darüber nach, dass so viereinhalb Minuten weich gekochte Eier eine Menge Nachteile haben. So ein sechseinhalb Minuten hart gekochtes Ei macht richtig satt, ist keimfrei und darauf kommt es schließlich an. Gegessen wird zu Hause, wir sind zum Landschaftsgucken hier! 

Nach dem Frühstück packen wir die Sachen, alles geübte Handgriffe und Abläufe die einem fast nicht mehr auffallen.

Wir sitzen für unsere Verhältnisse sehr spät zur Abfahrt im Auto bereit und müssen uns auch nicht groß auf wesentliche Dinge des Urlaubs konzentrieren. Der Urlaub ist in Sack und Tüten, alles was jetzt kommt ist wunderschöne Beilage.

Aber irgendwas war doch anders...

Hein Blöd wirft sich ins Zeug und bringt uns zum Snow Canyon SP bei St. George. 

Von Weitem blinkt das Kassenhäuschen, hier wird Eintritt fällig.

Der gewohnte Griff in die Armstütze des darunter liegenden Faches zur Geldbörse lässt eine ungeahnte Reaktion im Gesicht meines Mannes vorausgehen. Hier stimmt doch etwas nicht!? Ein Blitzgedanke schießt durch meinen Kopf, ach was so etwas passiert meinem Mann doch nicht.

Der darauf folgende ergebnislose Griff in den Rucksack offenbart, das wichtigste Utensil, der Samsonite Travel Accessoires Kangaroo Brustbeutel war nicht dort wo er hingehörte, sondern lag mit Wahrscheinlichkeit auf dem Bett unseres Motels in Hurricane.

Mir wurde schlecht, sehr schlecht und meine Stimmung rutschte ganz tief in den Keller. Im Bruchteil von Sekunden liefen mir tausende Bilder durch den Kopf. Ich sah die letzten Urlaubstage schon davon schwimmen und entwickelte innerhalb kurzer Zeit einen Schlachtplan.

Was ist passiert?

  • Papiere weg, ein wenig Geld weg, eine Kreditkarte weg. Nicht die von mir, nur von meinem Mann... Ich bin gerettet. 
  • Wir müssen in St. George ein Motel 8 finden, um das Motel in Hurricane zu kontaktieren. Mein Mann ist ganz cool, das bringt mich noch mehr in Wallung.

 

Wir düsen in das nächste Motel und rufen unser Motel 8 an. Sie bemühen sich um unser Problem und wollen sich kümmern.

Das dauert...

Wir setzen uns in das Auto und fahren zurück nach Hurricane. In der Zwischenzeit beruhige ich mich mit der abschreckenden Wirkung der idealer Weise gegenüber liegenden Polizeistation. Ich fühle mich wie ein Detektiv im Film und sehe mir in Gedanken schon die Aufzeichnungsbilder der Überwachungskamera der Polizei an. Wie im Film gibt es dort im Bruchteil von Millisekunden einen Ausschnitt wie eine unbekannte dunkle Gestalt das Zimmer 007 verlässt.

Jetzt mal ganz tief durchatmen!

Nicht ich habe ein Problem und außerdem gibt es für jedes Problem eine Lösung.

B. sitzt immer noch ganz cool im Auto und meint er wäre gleich in 10 Minuten in Hurricane und alle Sorgen lösen sich in Luft auf. 

Aus den 10 Minuten werden 30 Minuten. Zeit genug um meinen eigenen Schlachtplan weiter auszudenken. Im Auto redet sowieso keiner mehr und so beschließe ich mich im Fall aller Fälle in Las Vegas Bille, Stephan und Heiko anzuschließen. B. kann in der Zwischenzeit Ersatzpapiere beantragen und ich mache mir einen fetten in Vegas. 

Ich freunde mich mit meiner Idee an und denke darüber nach, warum ich in solchen Situationen immer so in Panik verfalle. Bevor ich einen Lösungsansatz für meine Überreaktion finden kann, sind wir am Motel 8 in Hurricane angekommen. Es dauert nicht lange und B. steht mit seinem Samsonite Travel Accessoires Kangaroo Brustbeutel erfreut vor mir...

Erleichtert war er auch und zur Belohnung gibt es für das ehrliche Personal des Motels ein Trinkgeld.

Ich hatte absolut keine Lust mehr auf schöne Landschaft zu gucken und ließ mich nur dazu überreden, weil wir hier so selten vor Ort sind.

Bevor es zum Snow Canyon ging, fiel mir auch ein was wir heute Morgen vergessen haben, das Boarding Check-in:

Koffer - ready

Rucksäcke - ready

Papiere - alles  rodger!

So etwas passiert einem nur einmal im Leben, das ist die positive Nachricht des Tages!

Nach dem wir unser Boarding Check-in prüften, fuhren wir nun zum zweiten Mal Richtung Snow Canyon. Hein Blöd kann jetzt die Klappe halten, den Weg kennen wir auch ohne Navi.

Im Snow Canyon bin ich dann doch zufrieden hier her gefahren zu sein. Besonders der kleine Jenny's Canyon ist überraschend beeindruckend. 

Snow Canyon State Park
Jenny's Canyon
Snow Canyon State Park, Jenny's Canyon
Snow Canyon State Park, Jenny's Canyon
Snow Canyon State Park, Jenny's Canyon

Wir machen nichts besonderes und gucken uns nur oberflächlich den Park an. Bei mir ist für heute irgendwie die Luft raus. Ich träume von einem Häagen Dasz Eis und kann an nichts anderes denken. Bis zu den weißen Bergen im hinteren Teil des Parks bin ich noch ganz nett. 

Snow Canyon State Park

Danach lasse ich mich noch irgendwohin in die alpinen Berge zum Pine Valley fahren, aber meine Aufmerksamkeit sinkt gegen Null. Echt gemein von mir, aber ich will ein Eis und dann nach Las Vegas. 

Gegen Abend erreichen wir unser Motel 8 in der Koval Lane und fallen danach sofort in die daneben liegende Brauerei ein. Es ist wieder ein Stammtischtreffen angesagt. Diesmal eine große Runde, urgemütlich und lustig. 

Wir verabreden uns mit Bille, Stephan und Heiko zum Besuch des Valley of Fire. 

Morgen geht es erstmal zur Red Rock Canyon National Conservation Area.