Heute gibt es ein Wunschkonzert, das einzige Ziel der bisherigen Planung heißt Delicate Arch zum Sonnenuntergang. Ansonsten wollen wir alles aus dem Bauch heraus entscheiden. Es wird wahrscheinlich der letzte Tag auf dieser Reise sein, auf dem uns rote Steine umgeben. Schon vor einigen Tagen haben wir schweren Herzens entschieden auf die Glitzerwelt Las Vegas zu verzichten. Das Wetter in Colorado ist schon seit Wochen extrem heiß und trocken. Es bietet sich an den Indian Summer zu erleben. Wer hat schon Ende September so ein Glück Colorado bei Sonnenschein im T-Shirt zu besuchen. Auf so ein Wetter muss einfach reagiert werden. Die erste Hälfte des Urlaubes ging alles seinen geplanten Gang, danach leisten wir uns den Spaß von Tag zu Tag zu entscheiden. Dabei nutzen wir wieder unser Priceline Forum, um die Kosten für Übernachtungen so einigermaßen im schmerzlosen Bereich zu halten.
Für die ersten Stunden des Tages darf ich mir was wünschen. Zwar ist es bis zum Geburtstag noch ein paar Monate hin, aber ich wünsche mir ..., natürlich rote Steine. Es ist Luxus in so einem Urlaub zweimal den selben Ort aufzusuchen. Aber die Wände auf der 279 ziehen mich magisch an.
Sonnenwetter strahlt uns entgegen und so kann es schließlich nicht anders sein, noch einmal zum Arches National Park zu bummeln. Die Kleckerburgen, Steinbögen, Pilzköpfe, balancierenden Felsblöcke in dieser roten Wüste sind für uns immer wieder faszinierend. Da wir nicht die großen Planer sind, fällt uns zu Hause auch immer wieder auf an verschiedenen Attraktionen vorbei gefahren zu sein. Mittlerweile können wir auch ganz entspannt damit umgehen und müssen nicht jede Zipfelmütze sehen und auch nicht jeden roten Stein umdrehen.
Wir waren insgesamt schon dreimal im Arches NP und sind hier jedesmal aus Zeitgründen vorbei gefahren. Heute nehmen wir den Sand Dune Arch in Angriff, was nicht besonders schwer ist. Nach 500 Meter steht man vor dem von roten Felsen umrahmten eingebetteten Arch. Es ist extrem windig, die feinen Sandkörner sind eine große Gefahr für die Kamera. So müssen die Bilder schnell im Kasten sein, damit die Ausrüstung schützend verpackt werden kann.
Kurz vor dem Devils Garden Trailhead sieht man auf der rechten Seite der Straße den Skyline Arch. Hier ist es möglich auf einer kurzen Wanderung bis zum Broken Arch zu gelangen. Den lassen wir auch diesmal aus, denn wir sind auf die Idee gekommen heute Nachmittag am Colorado River zu grillen. Das Wunschkonzert im Park soll vor dem Grillen noch einmal mit der Windows Section berreichert werden.
Garden of Eden, der Paradiesbegriff in verschiedenen Religionen und Mythologien.
Nach Wikipedia: "Paradies ist ein aus dem altiranischen (avestisch) stammendes Wort für ein umgrenztes „eingehegtes Gebiet“ wie einen herrschaftlichen Park, einen Tier-, Lust- oder Zaubergarten; in der griechischen Übersetzung der Bibel wurde er zur Bezeichnung des „Garten Eden“ verwendet."
Für mich ist der Garden of Eden ein Zaubergarten in einer Märchenwelt umgeben von großen Sandsteinskulpturen mit überdurchschnittlichem Potential für zukünftige balancierende Steine.
Nach dem wir den Park verlassen haben, besorgen wir uns in Moabs sehr gut ausgestattetem City Market Grillnahrung, fahren zum Motel um den Grillnachmittag vorzubereiten.
Auf der Scenic Byway 128 gibt es kurz hinter Moab einen sehr einfach ausgestatteten Campingplatz. Hier grillen wir unsere Burger und freuen uns auf den Abschluss des Tages.
Bevor die Abenddämmerung einsetzt fahren wir zum Parkplatz des Delicate Archs. So rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang vor Ort zu sein, lässt uns entspannt nach oben wandern. Bei jedem Aufstieg teste ich hier heimlich meine Kondition. Es sind 146 m an Höhe zu überwinden. Immer im eigenen Tempo laufend, bemühe ich mich ganz oben ankommend nicht von anderen überholt zu werden. Der Anstieg hat es in sich und wer zum Anfang noch schnell nach oben galangen will, wird bei mäßiger Kondition schweißgebadet nach der Hälfte des Weges sehnsuchtsvoll das Ziel ersehnen.
Die Wolfe Ranch ist der magische Ort meines Mannes und in seinem Garmin sind diese Koordinaten abgespeichert. Egal wo wir uns befinden, heißt es immer bis zur Wolfe Ranch sind es noch 8000 was weiß ich wieviel Kilometer. Manche Männer spielen mit der Eisenbahn, das liebste Spielzeug meines Mannes ist sein Navigationsgerät. So bin ich zu jeder Zeit über Höhenaufenthalt und die noch zu erwartenden Kilometer bis zum Ziel informiert. Bisher hat sich dieses technische Kunstwerk für mich am meisten bei der Parkplatzsuche bewährt. Nach langer Wanderung oder stundenlangem Shoppen, steht man leicht verwirrt auf dem Parkplatz und ist fest davon überzeugt, dass das Fahrzeug gestohlen worden ist. In Las Vegas vor einem Outlet gibt es einen Fahrservice nur für gestrandete fahrzeugsuchende Kunden. Wir brauchen den nicht mehr, denn wir haben "Garmin." Garmin kümmert sich um die kleinen Dinge des Lebens und mein Mann ist ein glücklicher Mensch mit seinem Spielzeug.
Die Karawane zieht zum Sonnenuntergang am Delicate Arch.
Wieder zeigen Steinmännchen den Weg.
Die letzten Meter zum Delicate Arch sind ein klein wenig knifflig. Auf einem schmalen Weg laüft man um einen Felsen herum, um dann urplötzlich vor dem gigantischen Torbogen zu stehen. In diesem Moment ist sofort jede Anstrengung vergessen und man begibt sich in diese phantastische Atmosphäre.
Es liegt eine schwebende Ruhe in der Kulisse, die nur vom Klicken digitaler Kameras begleitet wird. Gelassenheit ergreift die Menschen, so als würden alle Probleme des Lebens für einen kurzen Moment unwichtig werden.
Geduldig warten die Menschen auf den kleinen Zeitpunkt zum Fotografieren. Unten vor dem Arch lassen sich Besucher fotografieren. Dazwischen gibt es immer kleine Pausen, um den oben sitzenden Genießern ein Foto ohne Mensch zu ermöglichen.
Wir sitzen dort lange und warten auf den Höhepunkt des Abendlichtes. Just in diesem Moment legt sich ein Tourist ((ich erspare mir die Nation) genau in die Mitte vor den Arch und steht nicht wieder auf. Alle sind sprachlos und nach dem sich andeutete, dass sich an dieser Situation nichts ändern sollte, setzt ein gemeinschaftiches Konzert von Pfiffen ein.
Er hat es endlich begriffen, steht auf und erhält dafür tosenden Applaus.
Ein wunderschöner Moment neigt sich dem Ende entgegen. Die stimmungsvolle Kulisse und den Untergang der Sonne saugen wir bis zum letzten Moment auf. Es ist schon dunkel, als wir den Parkplatz erreichen.
Stockduster begleitet uns die Nacht zum Ausgang des Parkes. Wir reden nicht und sind noch immer von dieser mystischen Stimmung gefangen.
Wir lieben Moab und schon jetzt ist klar, bis zum nächsten Besuch wird es nicht lange dauern!